Alexander Kluge

Managing Director,
kluge & konsorten GmbH

„Ein tolles Kollaborationswerkzeug, aber keine Unterstützung für eine offene Vernetzungskultur.“ 

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Jenseits des Hypes: Was kann Microsoft Teams wirklich, was nicht?

  • Microsoft Teams [kurz: MS Teams] ist aus meiner Sicht das fehlende Puzzlestück auf dem Weg von MS Office 365 zu einer kollaborativen Plattform. Microsoft hat viel gelernt von Slack und geht mit dem Vorteil ins Rennen, seinen Kunden ein Group-Chat-Tool voll integriert in MS Office 365 bereitstellen zu können.

    Beobachten wir allerdings Kunden, die sich freudig auf das neue Werkzeug stürzen, so sehen wir auch, dass die Erwartungen zumindest von Seiten derjenigen, die dadurch einen offeneren Wissensaustausch, mehr interne Vernetzung und eine neue Kultur der Zusammenarbeit erwarten, nicht erfüllt werden. Das leider zu lange vernachlässigte und in vielen deutschen Unternehmen nicht zugelassene Yammer würde deutlich besser passen, und Unternehmen, die von ehemals IBM und nun HCL Connections kommen, bekommen mit MS Teams nur eine sehr rudimentäre Version von eingeschränkten Communities.

    Die naive Hoffnung, dass mit dem Rollout von Teams auch gleichzeitig ein internes soziales Netzwerk abgebildet werden kann, täuscht. Jive, Connections & Co haben ihre Existenzberechtigung, und Microsoft täte gut daran, Kunden zu erklären, dass MS Teams das ist, was es im Namen verspricht: Ein tolles Kollaborationswerkzeug für Teams, aber keine Unterstützung für eine offene Vernetzungskultur im Unternehmen.

Wo liegen die Fallstricke bei der Einführung von Microsoft Teams?

  • Die Fallstricke bei der Einführung von MS Teams liegen vor allem in der organisatorischen Implementierung und dem Erwartungsmanagement. Wer – wie schon oben gesagt – erwartet, dass die Einführung von MS Teams zu einer offenen Arbeitshaltung der Mitarbeiter führt, wird enttäuscht werden.

    MS Teams zementiert erstmal weiter das Silo, denn Teams haben Mitglieder und Teams arbeiten in den Limitationen. Wer drin ist, ist drin, der Rest ist draußen. Einen übergreifenden Aktivitätenstrom oder Newsfeed gibt es nicht, MS Teams verleitet den einzelnen Nutzer zur Erstellung und Nutzung jeder Menge privater Räume und erzeugt im schlimmsten Fall eine noch zersplitterte Informationslandschaft als sie Microsoft Shops mit unzähligen Abteilungslaufwerken auch schon vorher hatte.

    Da gerade in Deutschland das eigentlich dafür gedachte Werkzeug Yammer nicht genutzt wird und oft nicht genutzt werden darf, hat die Hoffnung auf MS Teams gelenkt, es gibt aber kaum eine Möglichkeit, aus MS Teams eine hilfsweise unternehmensweite oder gar unternehmensübergreifende Plattform für offene Zusammenarbeit, Vernetzung und Wissensaustausch zu machen.

Ihr wichtigster Ratschlag für Unternehmen, die Microsoft Teams für sich nutzen wollen?

  • 1. Setzen sie die Erwartungen richtig: MS Teams hilft bei der Team-Kollaboration. Nicht viel mehr, aber auch nicht weniger. Und das leistet das Tool gut und intergiert in die MS Office-Arbeitsumgebung.

    2. Machen Sie sich Gedanken über die Adaption neuer Arbeitsweisen mit MS Teams. Auch wenn MS Teams ein elegantes Team-Kollaborationswerkzeug ist, das sich Slack-Nutzern schnell von selbst erklärt, so ist es doch für Nutzer, die bisher Laufwerke und Office-Werkzeuge zu nutzen gewohnt sind, völlig neu. Warum soll ich jetzt keine E-Mail mehr schicken? Warum soll ich eine Statusmeldung im Chat schreiben? Wieso soll ich Dokumente in MS Teams „teilen“ und nicht im SharePoint „ablegen“? Legen sie also Wert auf den kulturellen Wandel. Eine bessere Kultur der digitalen Zusammenarbeit kommt nicht von alleine. Man muss sie fördern. Das braucht mehr als den Rollout eines neuen Arbeitswerkzeuges.